Konferens: Grammatik im Diasystem

Unterstützt durch:Ö Institutionen för moderna språk och Kungl. humanistiska vetenskapssamfundet

Grammatik im Diasystem
Doktorierendentagung

Universität Uppsala
Institut für moderne Sprachen
26.–28. September 2024

Call for Abstracts

Die Grammatikforschung der letzten Jahre ist von einem verstärkten Fokus auf empirische (u. a. korpuslinguistische und experimentelle) Methoden gekennzeichnet. Zudem gibt es in unterschiedlichen linguistischen Teildisziplinen (wie der Sozio- oder Medienlinguistik) inzwischen ein erhebliches Interesse an grammatischen Phänomenen. Diese Herangehensweisen haben gezeigt, dass grammatische Variation auf allen Stufen des linguistischen Diasystems (vgl. Flydal, 1952; Coseriu, 1988; Mioni, 1983; für eine im Rahmen der Lexikographie entwickelte Ausweitung des Modells vgl. Hausmann 1989) zu finden ist (vgl. z. B. Konopka & Wöllstein 2017). Neben der ausführlich beschriebenen diachronen Dimension der Grammatik (aktuelle Studien zum Thema sind u. a. Pickl, 2022a, 2022b; Smirnova & Mortelmans, 2023), können eine Reihe von (neueren) Untersuchungen genannt werden, die sich auf weiteren Ebenen des Diasystems ansiedeln lassen. Somit ist grammatische Variation u. a.:

  • diatopisch – Die grammatischen Besonderheiten einzelner Mundarten sind in großen Projekten wie Syntax hessischer Dialekte (vgl. Fleischer et al., 2017) und Dialektsyntax des Schweizerdeutschen (vgl. Glaser, 2021) dokumentiert worden. Auch die Standardsprache weist eine areale Variation auf, die in der Variantengrammatik des Standarddeutschen (2018; vgl. auch Elspaß & Dürscheid, 2017) erfasst wird.
  • diastratisch – Grammatische Variation kann auch mit sozial bedingten communities von Sprachbenutzer:innen in Verbindung gebracht werden (vgl. Åfarli & Mæhlum, 2014). Für das Deutsche ist dieser Aspekt insbesondere im Kontext des Kiezdeutschen untersucht worden (vgl. z. B. Kerschhofer-Puhalo, 2019).
  • diaphasisch – Eine Auswirkung auf die gewählten grammatischen Strukturen hat auch die Formalität der kontextuellen Situation. Dies zeigen u. a. Kieslers (2013) Monographie zur Syntax der Umgangssprache, sowie Hesselbachs (2019) vergleichende Untersuchung zur syntaktischen Komplexität verschiedener funktionaler Stile.
  • diamedial – Gegenüber der geschriebenen Sprache, die traditionell als Ausgangspunkt der Grammatikschreibung dient, hat die gesprochene Sprache ihre eigenen Charakteristika. Wenn gesprochen wird, erfolgen Produktion und Rezeption zeitnah, was gewisse Konstruktionstypen fördert (vgl. Schneider, 2011). Der Frage, welche syntaktischen Konstruktionen typisch gesprochensprachlich sind, wird etwa von Schneider, Butterworth und Hahn (2018) nachgegangen. Auch die Grammatik computervermittelter Sprache ist ein inzwischen etabliertes Forschungsthema (vgl. z. B. Albert, 2013; Siever, 2014).

Doch nicht nur innerhalb dieser Ebenen, sondern auch an ihren Schnittstellen verorten sich grammatische Phänomene, die bis dato noch wenig (empirisch) erforscht sind. Ziel der Tagung Grammatik im Diasystem ist es, Austausch zwischen Doktorierenden zu ermöglichen, die sich mit unterschiedlichen Formen von Variation in Bezug auf die Produktion und Rezeption von grammatischen Phänomenen des Deutschen beschäftigen. Die Tagung findet am 26.–28. September 2024 an der Universität Uppsala statt. Die Tagungssprache ist Deutsch.

Abstracts

Wir laden alle Doktorierenden der germanistischen Sprachwissenschaft, deren Forschung an das Tagungsthema anknüpft, herzlich ein, Vorschläge für Vorträge einzureichen – unabhängig davon, in welchem Stadium des Doktoratsstudiums sie sich befinden. Auch Präsentationen von work in progress und methodischen oder theoretischen Problemstellungen sind explizit erwünscht. Falls Sie Interesse daran haben, an der Tagung einen Vortrag zu halten, bitten wir Sie, uns bis zum 7. Mai 2024 ein Abstract (150–200 Wörter) an gid@moderna.uu.se zuzusenden. Geben Sie dabei bitte Ihren Namen und Ihre Universität / Ihr Institut an.

Die Teilnehmenden werden Anfang Mai über die Annahme des Abstracts informiert und erhalten dann auch weitere Informationen zur Tagung.

Mitwirkende

Konzeption und Organisation

Simon Bergqvist
Julia Sjöberg

Wissenschaftliche Betreuung

Prof. Dr. Dessislava Stoeva-Holm

Keynote Speakers

Prof. Dr. Stephan Elspaß (Universität Salzburg)
Prof. Dr. Björn Rothstein (Ruhr-Universität Bochum)

Finanzielle Förderung

Kungliga Humanistiska Vetenskaps-Samfundet i Uppsala

Kontakt

Fragen in Bezug auf die Tagung können gerne an gid@moderna.uu.se gesendet werden.

Literatur

Åfarli, Tor A. & Brit Mæhlum (Hrsg.) (2014): The Sociolinguistics of Grammar. Amsterdam, Philadelphia: John Benjamin. https://doi.org/10.1075/slcs.154.

Albert, Georg (2013): Innovative Schriftlichkeit in digitalen Texten. Syntaktische Variation und stilistische Differenzierung in Chat und Forum. Berlin: Akademie. https://doi.org/10.1524/9783050063676.

Coseriu, Eugenio (1988): Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft. Tübingen: Francke.

Elspaß, Stephan & Christa Dürscheid (2017): „Areale grammatische Variation in den Gebrauchsstandards des Deutschen“. In: Marek Konopka & Angelika Wöllstein (Hrsg.), Grammatische Variation. Empirische Zugänge und theoretische Modellierung. Berlin, Boston: de Gruyter, 85–104. https://doi.org/10.1515/9783110518214-007.

Fleischer, Jürg, Alexandra N. Lenz & Helmut Weiß (2017): SyHD-atlas. Konzipiert von Ludwig M. Breuer. Unter Mitarbeit von Katrin Kuhmichel, Stephanie Leser-Cronau, Johanna Schwalm und Thomas Strobel. Marburg: Philipps-Universität. dx.doi.org/10.17192/es2017.0003.

Flydal, Leiv (1952): „Remarques sur certains rapports entre le style et l’état de langue“. In: Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap 16, 241–258.

Glaser, Elvira (Hrsg.) (2021): Syntaktischer Atlas der deutschen Schweiz (SADS). 2 Bde. Tübingen: Narr.

Hausmann, Franz J. (1989): „Die Markierung im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch: eine Übersicht.“ In: Ders., Oskar Reichmann, Herbert E. Wiegand und Ladislav Zguste (Hrsg.). Wörterbücher, Dictionaries, Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Berlin, New York: de Gruyter (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 5.1), 649–657.

Hesselbach, Robert (2019): Diaphasische Variation und syntaktische Komplexität. Eine empirische Studie zu funktionalen Stilen des Spanischen mit einem Ausblick auf das Französische. Berlin, Boston: de Gruyter. https://doi.org/10.1515/9783110592290.

Kerschhofer-Puhalo, Nadja (2019): „Gemma Kino? Zum Nicht-Gebrauch von Präpositionen“. In: Marietta Calderón, Beittina Hofinger & Emil Chamson (Hrsg.), Mobilität & Sprache / Mobility & Language. Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang, 127–145.

Kiesler, Reinhard (2013): Zur Syntax der Umgangssprache. Vergleichende Untersuchungen zum Französischen, Italienischen und Spanischen. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Konopka, Marek & Angelika Wöllstein (Hrsg.) (2017): Grammatische Variation. Empirische Zugänge und theoretische Modellierung. Berlin, Boston: de Gruyter. https://doi.org/10.1515/9783110518214.

Mioni, Alberto (1983): „Italiano tendenziale: osservazioni su alcuni aspetti della standardizzazione“. In: Paola Benincà (Hrsg.), Scritti linguistici in onore di Giovan Battista Pellegrini, Bd 1. Pisa: Pacini, 495–517.

Pickl, Simon (2022a): „Formen und Funktionen des Konjunktivs II in historischen ostoberdeutschen Predigten. Eine Langzeit-Perspektive“. In: Linguistik online 114 (2) (Themenheft Formen und Funktionen des Konjunktivs in Österreich aus variationslinguistischer Perspektive, hrsg. von Lars Bülow, Philip C. Vergeiner und Stephan Elspaß), 157–192. https://doi.org/10.13092/lo.114.8372.

Pickl, Simon (2022b): „Am Schnittpunkt von Variation und Wandel. Das Genitivattribut im 18. Jahrhundert im synchronen und diachronen Vergleich“. In: Anna D. Havinga & Bettina Lindner-Bornemann (Hrsg.), Deutscher Sprachgebrauch im 18. Jahrhundert. Sprachmentalität, Sprachwirklichkeit, Sprachreichtum. Heidelberg: Winter, 167–190.

Schneider, Jan Georg (2011): „Hat die gesprochene Sprache eine eigene Grammatik? Grundsätzliche Überlegungen zum Status gesprochensprachlicher Konstruktionen und zur Kategorie ‚gesprochenes Standarddeutsch‘“. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 39, 165–187.

Schneider, Jan Georg, Judith Butterworth & Nadine Hahn (2018): Gesprochener Standard in syntaktischer Perspektive. Tübingen: Stauffenburg.

Siever, Torsten (2014): „Grammatik in digitalen Kommunikationsformen“. In: Der Deutschunterricht 3, 49–61.

Smirnova, Elena & Tanja Mortelmans (2023): „Reflexivkonstruktionen als Herausforderung für eine diachron und konstruktionsgrammatisch ausgerichtete Korpusstudie“. In: Alexander Lasch & Alexander Ziem (Hrsg.), Konstruktionsgrammatik VII. Wandel im Sprachgebrauch. Tübingen: Stauffenburg, 51–78.

Variantengrammatik des Standarddeutschen = Variantengrammatik des Standarddeutschen (2018). Ein Online-Nachschlagewerk. Verfasst von einem Autorenteam unter der Leitung von Christa Dürscheid, Stephan Elspaß und Arne Ziegler. Online unter: http://mediawiki.ids-mannheim.de/VarGra/index.php/Start (zuletzt besucht: 10.07.2023).

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